Alumna Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Betriebswirtschaftslehre mit technischer Qualifikation (M. Sc.)
Abschlussjahr 2017

Eine Vision als Schlüssel zum Erfolg

TUK-Alumni Moritz Hübler und Patricia Schweitzer, Gründer der CompActive GmbH, im Interview

Moritz Hübler, Patricia Schweitzer, Nicolà Hammann und Daniel Vogelsanger haben gemeinsam das Aktorik- bzw. Bewegungsmodul CompActive entwickelt und im Februar 2018 ihr eigenes Unternehmen gegründet: die CompActive GmbH.
Die beiden TUK-Alumni Moritz Hübler (Geschäftsführer) und Patricia Schweitzer (Leiterin Finanzen & Marketing) haben dem TUK Alumni-Netzwerk TUKAN Fragen über ihr Unternehmen und ihre Studienzeit an der TUK beantwortet.

Die CompActive GmbH ist eine Ausgründung des Instituts für Verbundwerkstoffe, sie entwickelt und produziert aktive Komponenten und Systeme auf Basis von Formgedächtnislegierungen. Mithilfe des Aktorikprinzips können bei minimalem Bauraum und mit geringstem Zusatzgewicht sowie einer spalt- und knickfreien Kontur verschiedenste Verstellfunktionen realisiert werden.

So können Bauteile, beispielsweise Bremsklappen eines Flugzeugs, ohne Getriebe und Motor verstellt werden.

Herr Hübler, Sie sind seit Februar 2018 Geschäftsführer der CompActive GmbH. Wie kamen Sie auf die Idee, Ihr eigenes Unternehmen zu gründen?

Diese Idee war schon während meiner Promotionszeit da. Richtige Formen hat sie aber erst nach meiner Dissertation angenommen, denn zu dem Zeitpunkt stand ich vor der Entscheidung, ob ich in die Industrie gehe oder die Technologie, die innerhalb der fünf Jahre vorangetrieben und entwickelt wurde, zur Marktreife führe und sie damit interessierten Unternehmen kommerziell verfügbar mache. Ein ausschlaggebender Punkt war hier natürlich auch, dass verschiedene Firmen bereits ein erhebliches Interesse an der Technologie und deren Anwendungsmöglichkeiten hatten. Das Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie „EXIST-Forschungstransfer“ für Existenzgründungen aus der Wissenschaft mit dem Ziel, innovative Technologien zur Marktreife zu führen, hat uns den nötigen Mut für den Schritt in die Gründung gegeben und uns natürlich die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Es ist schwierig, einen typischen Arbeitstag zu beschreiben, da gefühlt immer etwas Neues passiert, mit dem man oftmals zu Arbeitsbeginn nicht gerechnet hat. Die Technologie, die unser Aktorikmodul so besonders und innovativ macht, steckt zwar nicht mehr in den Kinderschuhen, aber es ist noch einiges zu tun, bis wir die Aktorikmodule in Serie herstellen können. Jeder im Team hat seine Kernkompetenz, mit der er sich täglich beschäftigt, aber das Spannende bei einem jungen und neu gegründeten Unternehmen ist, dass man in alle Prozesse eingebunden ist: von der Beschaffung von Anlagen für die Serienproduktion, der Weiterentwicklung der Produktionsprozesse und -verfahren, über die Produktzertifizierung, bis hin zur Standortplanung, Vertragsgestaltung oder Kundenakquise. Das alles sind Themen, mit denen man sich nicht täglich, aber doch sehr häufig beschäftigen muss.

Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit? Was macht Ihnen am meisten Spaß an Ihrem Beruf?

Am meisten Spaß machen die Projekte mit Kunden, bei denen konkrete Anwendungen mit unserer Technologie entwickelt werden. Wir sehen immer wieder, dass wir mit unserer bauraumarmen und leichten Aktorik etwas bewegen können – im wahrsten Sinne des Wortes – und genau den wunden Punkt einiger Branchen treffen. Für uns ist ein Entwicklungsprojekt nicht einfach nur ein Entwicklungsprojekt – für uns bedeutet ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt, einen Schritt der Serie näher zu sein.

Welchen Herausforderungen sind Sie in Ihrem bisherigen Berufsleben begegnet und wie haben Sie diese bewältigt?

Es gibt immer wieder Herausforderungen im Job, die man bewältigen muss, um weiterzukommen und seine Ziele zu erreichen. Eine wichtige Herausforderung, der sich jeder einmal stellen muss, ist die Entscheidung, welchen Weg man beruflich einschlagen möchte. Es gibt hier kein Geheimrezept – unsere Empfehlung: auch mal auf sein Bauchgefühl hören und nicht immer nur den sicheren Weg einschlagen, denn auch mit Umwegen kommt man an sein Ziel.

Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Eine Vision zu haben, von der man selbst fest überzeugt ist und hinter der man steht, ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, aber möglichst kein Einzelkämpfer zu sein und Teil eines Teams zu sein, dem man vertraut und das gemeinsam an einem Strang zieht.

Beim Gründerwettbewerb „Pioniergeist 2018“ haben Sie kürzlich den dritten Platz belegt. Wie kamen Sie auf die Idee, sich für den Gründerpreis „Pioniergeist 2018“ zu bewerben?

Der Zeitpunkt, wann genau die Idee kam, am Wettbewerb teilzunehmen, können wir gar nicht sagen. Es gibt viele verschiedene Wettbewerbe, an denen junge Unternehmen mit innovativen Produkten und Technologien teilnehmen können. Daher haben wir zuerst nach Wettbewerben in der Umgebung gesucht, um unsere Technologie in der Region bekannter zu machen.

Der Gründerwettbewerb „Pioniergeist“ richtet sich an Existenzgründer/innen, die sich mit einer Vollerwerbsgründung selbstständig gemacht haben und deren Unternehmenssitz in Rheinland-Pfalz liegt. Er soll dazu beitragen, die Gründung selbstständiger Existenzen in Rheinland-Pfalz weiter voranzutreiben.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis Ihrer Teilnahme am Wettbewerb?

Wir freuen uns sehr über den dritten Platz im Pioniergeist-Wettbewerb. Es gab über 40 Bewerbungen und nur zehn davon wurden zur persönlichen Vorstellung eingeladen. Wir sind nun unter den ersten Dreien gelandet und dementsprechend stolz. Natürlich sind wir persönlich sehr von unserem Konzept und unserer Idee überzeugt, sodass wir uns den ersten Platz gegeben hätten, allerdings treffen wir mit einer Hardwaretechnologie nicht ganz den digitalen Puls der Zeit.

Was ist das besondere an Ihrer Entwicklung?

Entwickelt wurde eine Technologie, mit der man Verstellungsfunktionen auf ganz andere, neue Art umsetzen kann. Wir sind „besonders“ kompakt und leicht, aber den breitenwirksamen Wow-Effekt dürfen unsere Kunden erzeugen, wenn sie gänzlich neue Funktionen in ihre Produkte integrieren, die nur mit unserer Technologie umsetzbar sind.

Was sind die nächsten Schritte für Ihr Unternehmen?

Aktuell sind wir sehr mit der Weiterentwicklung unserer Aktorikmodule und der Produktionsprozesse für eine Serienproduktion beschäftigt. Anfang 2020 planen wir, unsere erste Kleinserie produzieren und ausliefern zu können. Vorrausichtlich werden wir Ende 2019 in unsere eigenen Räumlichkeiten umziehen. Das wird ein großer Schritt sein, auf den wir uns aber sehr freuen.

Wie hat Sie das Studium an der TUK auf Ihre heutige Tätigkeit vorbereitet?

M. Hübler : Wichtig war es, sich eine effiziente Arbeitsweise anzueignen und zu lernen, viele verschiedene Themen parallel zu verarbeiten.

P. Schweitzer : Ein Studium kann einen nicht auf das Berufsleben vorbereiten. Dort wird nur der Grundstein gesetzt, aber ein wesentlicher Teil lernt man einfach in der Praxis.

Wenn Sie an Ihr Studium zurückdenken, woran denken Sie besonders gerne? Was ist Ihre schönste Erinnerung an die Studienzeit?

M. Hübler : An den Moment in der Klausureinsicht, bei dem ich in „Höhere Mathematik“ aus einer 5,0 eine 4,0 machen konnte!

P. Schweitzer : Die klausurfreie Zeit im Sommersemester natürlich.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen?

M. Hübler : Bei einigen weiß ich, wo es sie hin verschlagen hat. Bei Gelegenheit trifft man den ein oder anderen noch.

P. Schweitzer : Ein paar Mal im Jahr treffe ich mich noch mit ehemaligen Kommilitoninnen. Da wir räumlich etwas voneinander entfernt wohnen, ist es leider nicht mehr so einfach, sich zu treffen. Aber der Austausch ist immer wieder schön.

Was würden Sie unseren Studierenden raten, die den Einstieg in den Beruf noch vor sich haben oder selbst über eine Unternehmensgründung nachdenken?

M. Hübler : Sinnvolle Praktika, externe Arbeiten und gegebenenfalls (Hiwi-)Jobs nutzen, um herauszufinden, wo die eigenen Stärken und Interessen im Berufsleben liegen könnten.

P. Schweitzer : Es erfordert ein wenig Mut, den Entschluss zu fassen, sein eigenes Unternehmen zu gründen, aber gleichzeitig macht es auch jede Menge Spaß zu sehen, wie sich das Unternehmen entwickelt, wie man bei wichtigen Themen als einer der Entscheider mitwirken und seine Ideen einbringen kann. Eine solche Erfahrung, an der man persönlich auch wächst, ist unbezahlbar und findet man nicht so schnell woanders. Trotz allem ist es wichtig, dass man auch wirklich von der ganzen Idee überzeugt ist und dahintersteht, sonst wird man selbst recht schnell unglücklich im Job und das will natürlich niemand.

2019

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